Seit einiger Zeit erfüllt ein berliner Radiosender die Wünsche seiner Hörer. Eine wirklich nette und auch großzügige Idee. Gerade vor Weihnachten haben viele Meschen viele Wünsche und Träume. Und deren Erfüllung sei Ihnen von Herzen gegönnt! Trotzdem bin ich verwundert mit welcher Unverfrohrenheit die Anrufer wünschen, nein man kann schon fast sagen: Fordern.

  • „Ich hätte gern einen neuen SUV für mich und meine Familie!“
  • „Eine Keuzfahrt für die Familie wäre doch was Feines…“
  • „Mein Bruder lebt in Canada. Meine ganze Familie nebst Oma, Opa, Schwager und Anhang würden gern zu Weihnachten hinfliegen.“
  • „Meine Tochter wünscht sich ein Pferd, soooo sehr!“
  • „Christmas-Shopping mit meiner Freundin in New York inklusive Taschengeld, bitte…“
  • Und die Krönung: „Ich hätte so gern einen echten Pelzmantel!“
  • Da waren die Manolo Blahnik`s alla Carrie Bradshaw ja echt ein Witz!

Alle Wünsche wurden freudig erfüllt. Egal ob das LEGO Großbauprojekt für die Kleinsten oder die neue Familienkutsche, ebenso der Shoppingtrip nach New York…! Man freute sich zum größten Teil zurückhaltend, ja nahezu bescheiden und wünschte ambitioniert weiter…! Nur beim Pelzmantel wurde die Hörerschaft motzig. Diesen Wunsch erfüllte man, wohl aus politischen Gründen, dann doch lieber nicht. Oh Wunder!!!

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Ich hörte und staunte. Klar werden viele sagen: „Na liebe Steffi, Du hast ja auch genug!“

Stimmt! Ich gebe auch viel und das sehr, sehr gerne. Dennoch habe ich auch andere Zeiten erlebt und ich habe in meinem Umfeld genügend Menschen, denen es nicht so gut geht wie mir. Und: Wir tun dafür eine ganze Menge und verzichten auf sehr viel gemeinsame Zeit. Nein, ich möchte mich nicht beklagen, aber so ist das nun mal im Leben. Von Nix kommt Nix!

Ehrlicherweise wäre mir nie in den Sinn gekommen, mir bei einer solchen Aktion derart überzogene Dinge zu wünschen. Es gibt viel bescheidenere Dinge, die viel mehr bewirken. Klar träumt der eine von einem Fallschirmsprung und der andere möchte mit einem Pinguin kuscheln. Aber Autos, Flüge, Keuzfahrten…bitte, geht das nicht zu weit?

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Und dann – letzte Woche – war eine Frau am Telefon, die sich Schals, Handschuhe, Mützen und Decken für die Berliner Obdachlosen wünschte. Klasse!!! Ich hätte sie knutschen können.

„Wie Du wünscht Dir nichts für Dich?“, fragte die Moderatorin irritiert.

„Nein, mir geht es gut. Doch diesen Menschen muß geholfen werden!“

Ich fand das wunderbar. Es gibt so viel zu tun, man muß nur mal kurz hinsehen. An meinem Supermarkt steht immer ein sehr freundlicher Obdachloser. Ich bringe ihm immer etwas zu Essen und zu Trinken mit. Meine Freundin läßt für den Obdachlosen an der Bäckerei immer einen Kaffee und ein belegtes Brötchen reservieren und bringt ihm dicke Kleidung für den Winter. Beide freuen sich sehr darüber. Und ich freue mich mit. Das Lächeln eines Fremden ist ein sehr großes Geschenk. Und es kostet nichts.

Soeben hat sich wieder jemand etwas gewünscht. Ich habe nicht mehr hingehört…es macht mich sowieso nur nachdenklich und wütend! Natürlich ist das PR…trotzdem ist es zuviel des Guten! Finde ich zumindest.

Und was wäre denn mein größter Wunsch, werdet Ihr Euch sicher jetzt fragen? Auf Instagram habe ich es so formuliert: Möge für jeden von uns immer ein Lichtlein brennen und eine Hand uns halten.

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Ich wünsche Euch einen schönen 3. Advent.

Eure Stephanie