Ja, ich habe es schon wieder getan. Vor einigen Tagen erst und ich gebe zu, es war ein Schock. Nicht, dass es mir zum ersten Mal passiert wäre – nein, auch nicht zum zweiten…! Ich tue es jedes Jahr. UND: Ich gebe es zu, ich werde es wieder tun. Ich werde es nie, nie, niemals lernen:

MAN PROBIERT KEINE BIKINIS IN SCHLECHT BELEUCHTETEN UMKLEIDEKABINEN AN! SCHON GAR NICHT IM WINTER!

Es sei denn:

  • man sieht es nicht so eng und hat ein gigantisches Selbstbewusstsein
  • man hat die Brille vergessen/verloren
  • man wartet nur auf den richtigen Impuls für eine neue Diät/Schönheitsoperation
  • man hat sich gerade am gesamten Körper liften lassen
  • man hat einen Weichzeichner dabei
  • man steht auf depressive Verstimmungen
  • man plant nie wieder ins Schwimmbad oder an den Strand zu gehen
  • man ist grenzenloser Optimist
  • man ist Heidi Klum

Da bei den meisten von uns wahrscheinlich keiner der oben aufgezählten Punkte zutrifft, sollten wir uns doch vielleicht bemühen, den ersten Punkt zu beherzigen.

JAAAA,

liebe Dich wie Du bist und schiele nicht auf andere.

NEEEIN,

auch nicht auf die markellosen Stars, denn auch die sind ohne Bildbearbeitungsprogramm aufgeschmissen. Ich weiß wovon ich spreche und ich habe einige von denen schon im Schlüpfer gesehen – ehrlich!

Aber während ich so in der Kabine stand, fassungslos über die dunklen Schatten unter meinen Augen, den Schlagschatten unter meiner Nase, die Röllchen kurz über dem Bikinihöschen (sind wohl die Reste vom Weihnachtsbraten???) und die beeindruckende Kraterlandschaft auf meinen Oberschenkeln, überlegte ich mir, mich gleich zu erschiessen, den Ladeninhaber zu verklagen oder mir einen Burkini zu kaufen. Ja, so einen vom Nacken bis zum Hacken, genau! Löst mehrere Probleme gleichzeitig…oder neue aus…?

Doch glücklicherweise ging mir auf, dass es heute früh gar nicht so schlimm um mich gestanden hatte, als ich mich für den Tag im heimischen Bad fertigmachte. Eigentlich war ich da ganz zufrieden. Nicht von oben und der Seite durch grelle Neonröhren beleuchtet. Gnadenlos bloßgestellt und eingezwängt in eine klitzekleine Kabine mit notdürftig zugezogenen Vorhägen, die immer zu kurz sind. UUUUPPPS!!! Hoffentlich kommt niemand vorbei. Allein die Haltung, die man da einnimmt, als wäre man auf der Flucht oder stünde nackt im Hyde Park. Begeisterung kommt da nicht auf und auch nicht der unbändige Wunsch durch den Laden zu tanzen um aller Welt seinen Traumbody zu zeigen.

Nun ja, immerhin passe ich noch in einen Bikini, das ist doch was mit Ende 40! Sollte man meinen. Bin ich nicht eigentlich diejenige, die ihren Kundinnen stets predigt:

Steh zu Dir, zeige was Du hast und worauf Du stolz bist und wohne mit Würde in Deinem Körper.

Und jetzt plötzlich die totale Kapitulation wegen einiger Cellutitedellen am Hintern? (O.K. am Oberschenkel auch…) Mal ehrlich, wer hat die nicht irgendwo an seinem Körper. Wenn Du nicht dazugehörst, dann Glückwunsch ich freue mich aufrichtig mit Dir! Ich habe schon einige Beauties beraten, für deren Beine ich getötet hätte. Und glaubt mir, sie hatten alle, ja wirklich alle, irgendetwas an ihrem Körper zu mäkeln. Auch die Allerallerschönsten unter ihnen!

Doch woher kommt das? Diese ewige Unzufriedenheit, das Hadern mit sich selbst, während man bei anderen großzügig wegschaut? Gut, in jungen Jahren ist man stets darauf bedacht eine Bella Figura zu machen. Die Konkurrenz schläft nicht und das Körperbewußtsein ist bei vielen sehr ausgeprägt. Doch in den „späteren“ Jahren sollte man sich seiner Werte doch bewußt sein. Natürlich ist es toll einen gepflegten und durchtrainierten Körper zu haben. Doch kommt es nicht auf mehr an? Warum strahlen Südländerinnen dieses ungebändigte Selbstbewußtsein aus, obwohl auch deren Körper nicht perfekt ist? Es ist wohl die Lebenslust und die Begeisterung für das Leben. Und ein Lachen ist doch immer das beste Accessoire!

Aber irgendwie war mir das alles in diesem Augenblick total egal. Und auf den Bikini hatte ich schon gar keinen Bock mehr. Echt nicht! Eher auf ein Anticelluliteprodukt mit Sofortstraffungseffekt und anhaltender Sonnentönung. (…ich kaufe übrigens jedes Jahr eines dieser teuren Wundermittelchen, um sie gar nicht oder nur einmal anzuwenden, weil es eh nix bringt…, aber sie duften dafür soooo lecker und kleben wie Honig an den Problemzonen, ne?!)

Die Frage die ich mir stelle ist: Ist das eigentlich alles ein Grund sich zu verstecken oder schlechte Laune zu schieben??? Wer ist denn schon perfekt. Und will ich perfekt sein? Verkrieche ich mich in einem Sandloch am Ende des Strandes oder laufe ich fröhlich summend durch die Sonne?

Frustriert verließ ich also den Ort des Schreckens und kaufte mir flux ein McFlurry mit viiiel Schokosauce. Denn ehe mein Körper in diesem Jahr die Sonne sieht, vergehen noch mindestens 4 MONATE. Und ausserdem will die Seele im Krisenfall gestreichelt werden. Das klappt am besten mit sinnlosen Kalorien…;)

Klappt aber auch mit einem Hauch Farbe im Gesicht und ein Lächeln auf den Lippen.

Keine Sorge, es ging mir schlagartig besser nach Eis und den wunderschönen Armreifen, die ich mir statt des Bikinis gegönnt hatte. Passt auch besser zur Jahreszeit. Mir ist natürlich klar, dass niemand von uns perfekt ist und, dass man sich so lieben sollte, wie man ist. Man muß seine Seele umarmen und sie streicheln, dann strahlt man von innen. Und dieses Strahlen fällt viel mehr auf, als ein perfekter Hintern.

…den sieht man die meiste Zeit des Jahres eh nicht…;)!

Klar, Träumen darf man, aber bitte in einem realistischen Maß und nicht unerreichbar weit weg. (….och ich hätte da gerne superlange Beine und den Teint einer nordafrikanischen Schönheit….) Umarmt Euch und genießt Eure Vitalität. Und mal ehrlich, wieviele Tage im Jahr laufen wir im Bikini rum?

Übrigens: Ich koche mir jetzt leckere Pasta mit Sahnesauce und geniesse den Sonnenschein auf meinem dicken Strickpulli.

P.S.: Einen riesigen Schokocookie gibt es auch noch, lecker!!!