Wenn man durch Berlin bummelt, fallen einem die vielen Hinterhöfe ins Auge. Durch immensen Platzmangel und kühne Bauvorhaben Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden damals ganze Hinterhauslandschaften mit bis zu 5 Hinterhäusern, alle durch Zugänge und Bogengänge miteinander verbunden.
Die Erschließung von kleinen Privatstrassen war damals viel zu teuer und so entschloß man sich zu diesem außergewöhnlichen Bauvorhaben. Die Anfangs winzigen Höfe von kaum mehr als 25 qm waren dunkel und beengt und dienten der Arbeiterschicht als Behausung. Tageslicht war oft ein unerschwinglicher Luxus, den man nur in den Vorderhäusern finden konnte. Ende des 19. Jahrhunderts wurde dann festgelegt, dass die Höfe größer und die Häuser nicht höher als 5 Stockwerke sein durften. Es entstanden luftigere Höfe, die jedoch ebenfalls mit je vier Seiten bebaut wurden.
In den entstandenen Arbeiterkasernen siedelten sich schnell auch Gewerbetriebe, Theater und Lokale an. Oft wurden ganze Gebäudekomplexe gewerblich genutzt. Eine ganz eigene Kutur entstand. Dann Anfang des 20. Jahrhunderts, wurde diese Art der Bebauung ganz verboten.
Doch die Höfe sind Berlin erhalten geblieben. Die Rosenhöfe in Berlin Mitte sind ein wunderbares Beispiel für dieses Bauphänomen. Ein Hof reiht sich an den anderen. Die lauschigen Hinterhöfe laden zum Verweilen ein. Einer ist schöner als der andere und man kann sich kaum sattsehen an dem außergewöhnlichen Angebot von kleinen Geschäftchen, Gewerbebetrieben und Cafés. Man schlendert und bummelt und ist ganz verzaubert.
Ständig bleibt man stehen und entdeckt etwas Neues. Hier eine schattige Bank, dort einen Brunnen. In den alten Baumgipfeln hängen riesige Krähennester und am Fuße der Bäume lehnen unzählige Fahrräder. Menschen strömen entspannt durch dieses Labyrinth und staunen. Selbst als Berlinerin komme ich mir vor, wie eine Touristin in der eigenen Stadt. Ich atme die Luft der Vergangenheit ein und spüre den Puls der heutigen Zeit.
Und wenn man in den strahlend blauen Himmel schaut, der kästchenförmig über den Hauswäden der Höfe tront, so entdeckt man die Spitze des Fernsehturms.
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